Braunschweig. Der lange angekündigte Architektenwettbewerb ist gestartet. Koordiniert wird er vom Team des verstorbenen New-Yorker-Chefs Friedrich Knapp.

Im Januar hatte Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum überraschend ein aufsehenerregendes Vorhaben bekanntgegeben: Das schon länger geplante „Haus der Musik“, das künftig die Städtische Musikschule und einen neuen Konzertsaal beheimaten soll, soll im leerstehenden früheren Karstadt-Gebäude am Gewandhaus entstehen. Der Eigentümer der Immobilie, New-Yorker-Chef Friedrich Knapp, sei mit einer „herausragenden Initiative“ auf die Stadt zugekommen, „die neue Rahmenbedingungen für das Projekt schafft, da er sich auch finanziell einbringen will“, so Kornblum damals. Geplant sei, das „Haus der Musik“ über eine gemeinsam zu gründende Stiftung zu realisieren. Für den Umbau des früheren Kaufhauses werde ein Architektenwettbewerb ausgelobt.

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Nach diesem Paukenschlag war es dann sehr still um das Großvorhaben geworden. Weder die Stadt noch Knapp nannten weitere Details, sondern erklärten lediglich, es werde vertraulich über die Stiftungsgründung und das weitere Vorgehen verhandelt. Man werde sobald als möglich informieren. Später hieß es, dass auch das von der Schließung bedrohte Bad Gliesmarode, das Knapp zehn Jahre lang betrieben hat, in die Stiftung eingebracht werden soll. Ende vergangener Woche kam dann die traurige Nachricht, dass der schwer erkrankte Unternehmer im Alter von 73 Jahren gestorben ist.

Architekturwettbewerb zum Haus der Musik: Zehn Büros sind eingeladen

Dennoch vermeldet die Stadt jetzt erstmals Fortschritte beim Projekt „Haus der Musik“. Der Architekturwettbewerb sei nun gestartet. Zehn Architekturbüros seien eingeladen worden, Entwürfe für ein „Haus der Musik“ auf dem Gelände des ehemaligen Karstadt-Einrichtungshauses in der Poststraße anzufertigen. Darunter seien sowohl junge als auch alteingesessene, renommierte Büros. „Sie kommen aus der Region oder sind überregional, zum Teil europaweit, aktiv“, heißt es vonseiten der Stadt.

Architekturwettbewerb: Wer eingeladen ist

Graft Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin

Ottinger Architekten BDA, Braunschweig

behet bodzio lin, Münster

Hadi Teherani Architects GmbH, Hamburg

adept, Hamburg

haas cook zemmrich studio 2050, Stuttgart

Peter Haimerl Architektur, München

Dorte Mandrup A/S, Kopenhagen

Gustav Düsing Architekt, Berlin

Arbeitsgemeinschaft GMP Architekten & Stefan Giesler, Braunschweig

Die Angaben stammen von der Stadt Braunschweig

Offen ist, ob das „Haus der Musik“ im früheren Kaufhaus oder nach dessen Abriss als Neubau entstehen soll. „Der Wettbewerb soll auch die bauliche Machbarkeit des Vorhabens eruieren: Zur Aufgabe gehört es, sowohl einen Umbau im Bestand als auch einen Neubau zu untersuchen“, erklärt die Verwaltung. Die Betreuung des Wettbewerbs liege in den Händen des Braunschweiger Architekturbüros Cmas. Für die Koordination sei ein Team des verstorbenen New-Yorker-Chefs Knapp zuständig, „das sein Herzensprojekt mit genauso viel Engagement und Sorgfalt weiterführen wird“.

Kornblum: „Haus der Musik“ soll starke Anziehungskraft für Braunschweig entwickeln

„Mit dem Start des Wettbewerbs ist ein wichtiger Meilenstein zur Verwirklichung des ,Hauses der Musik‘ in der Innenstadt erreicht“, hebt OB Kornblum laut Mitteilung hervor. „Es ist traurig, dass Friedrich Knapp das nicht mehr miterleben kann.“

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Für den Ankauf von Knapps Grundstück hat die Stadtverwaltung 15 Millionen Euro im Entwurf für den Doppelhaushalt 2024/25 eingeplant, bestätigte ein Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung. „Dabei handelt es sich um eine Schätzung des erforderlichen Aufwands, die Ermittlung des Grundstückswertes ist noch nicht abgeschlossen.“ Es gibt weiter keine Angaben dazu, in welcher Form sich Knapp beziehungsweise seine Vertrauten finanziell in die Stiftung einbringen.

Im Mai 2025 soll der Siegerentwurf für das „Haus der Musik“ in Braunschweig feststehen

Das „Haus der Musik“ zahle neben der vom Rat beschlossenen Innenstadtstrategie auch auf das Investitionspaket „Bildungs- und Arbeitsort Braunschweiger Innenstadt“ ein, argumentiert OB Kornblum: „Dessen Kern ist die verstärkte Ansiedlung frequenzbringender Bildungseinrichtungen, um die Innenstadt zusätzlich zu beleben. Durch die Kombination aus städtischer Musikschule und Konzerthaus wird das ,Haus der Musik‘ eine starke Anziehungskraft entwickeln.“ Zugleich würden Handelsflächen reduziert. „Damit wird dem Strukturwandel Rechnung getragen, mit dem sich nahezu alle Innenstädte konfrontiert sehen“, so der Oberbürgermeister.

„Durch die Kombination aus städtischer Musikschule und Konzerthaus wird das Haus der Musik eine starke Anziehungskraft entwickeln.“

Thorsten Kornblum,
Braunschweiger OB

Ein Preisgericht soll im Mai 2025 den Sieger des Architekturwettbewerbs küren, im Anschluss würden die Entwürfe öffentlich ausgestellt. Ins Preisgericht würden auch drei Vertreter aus dem Rat berufen: Burim Mehmeti, Lisa-Marie Jalyschko und Gerrit Stühmeier. Dirk Franke, Leiter des Fachbereichs Gebäudemanagement, vertrete das Hochbaudezernat. Zudem sei die städtische Tochtergesellschaft Struktur-Förderung Braunschweig GmbH eingebunden. Bernd Schmidbauer, Leiter Stadtplanung, und Kulturdezernentin Anja Hesse würden als Sachverständige städtebauliche Belange und kulturfachliche Aspekte einbringen. 

„Haus der Musik“: Zunächst war ein Neubau in Bahnhofsnähe geplant

Die Grundsatzentscheidung, ein „Haus der Musik“ zu schaffen, hatte der Rat im März 2023 getroffen. Zunächst war dafür ein Neubau im neuen Bahnhofsquartier nahe Viewegs Garten ins Auge gefasst worden. Die Planänderung der Stadtverwaltung auf Knapps Initiative hin war von der Kommunalpolitik grundsätzlich begrüßt worden, aus Kostengründen und aufgrund der erhofften Belebung der Innenstadt.

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