Balkonkraftwerk kaufen? Wir beantworten die 6 wichtigsten Fragen

Immer mehr Deutsche installieren ein Balkonkraftwerk. Das geht aus Daten des Marktstammdatenregisters und Schätzungen des Bundesverbands Solarwirtschaft hervor. Demnach sind in Deutschland bereits rund eine Million Anlagen in Betrieb. Mitgeholfen haben dürften die Regellockerungen der vorangegangenen Bundesregierung. Das sogenannte Solarpaket I hat viele Hürden für die Anschaffung abgeschafft. Trotzdem müsst ihr vor dem Kauf einiges beachten. Das Wichtigste haben wir hier für euch zusammengefasst.
Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk – oft auch als Stecker-Solaranlage bezeichnet – besteht in der Regel aus zwei Solarmodulen, einem Wechselrichter und einem Anschlusskabel. Wie bei einer „großen“ Photovoltaikanlage wandeln die Module das Sonnenlicht in Gleichstrom um und der Wechselrichter macht daraus netzkompatiblen Wechselstrom. Dieser wird über eine Steckdose ins Hausnetz eingespeist und dort sofort verbraucht – etwa vom Kühlschrank, der Waschmaschine oder dem Fernseher. Dadurch muss man weniger Strom vom Netzbetreiber beziehen und spart auf Dauer Geld.
Wichtig zu wissen: Ein Balkonkraftwerk ist darauf ausgelegt, die erzeugte Energie direkt zu nutzen. Was produziert wird, wird auch eingespeist. Sobald mehr Strom zur Verfügung steht, als im Haushalt gerade verbraucht wird, fließt der Überschuss unvergütet ins öffentliche Netz.
Dementsprechend ist es sinnvoll, relevante Verbraucher wie Waschmaschinen, Trockner oder Spülmaschinen tagsüber laufen zu lassen, um das Balkonkraftwerk möglichst effizient zu nutzen. Wer diese Möglichkeit nicht hat, kann zu einem Stromspeicher greifen. Dieser speichert den überschüssigen Strom am Tag und macht ihn in den Abend- und Nachtstunden nutzbar.
Was muss vor dem Kauf eines Balkonkraftwerks geprüft werden?
Mit dem sogenannten Solarpaket I hat die Bundesregierung im Mai 2024 viele Hürden für Balkonkraftwerke aus dem Weg geräumt. Die Anmeldung beim Netzbetreiber ist nicht mehr notwendig, stattdessen genügt eine Registrierung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. Dieser Schritt ist verpflichtend, aber unkompliziert und kostenlos. Er kann bequem online erledigt werden. Nach der Anmeldung informiert der Netzbetreiber automatisch über einen eventuell nötigen Zählerwechsel.
Auch die Situation rund um Stromzähler wurde vereinfacht. Der Betrieb eines Balkonkraftwerks ist mittlerweile auch dann erlaubt, wenn im Haushalt noch ein alter Ferraris-Zähler mit Drehscheibe installiert ist. Dieser darf solange weiter genutzt werden, bis der Netzbetreiber einen modernen Zähler – meist einen digitalen Zweirichtungszähler – einbaut. Der Betrieb muss also nicht mehr künstlich verzögert werden, nur weil der Zählerwechsel noch aussteht.
Seit Oktober 2024 ist zudem gesetzlich geregelt, dass auch alle Mieter und Besitzer von Eigentumswohnungen das Recht haben, ein Balkonkraftwerk zu installieren. Eigentümergemeinschaften und Vermieter dürfen die Installation nicht mehr grundsätzlich verbieten. Sie können die Installation jedoch an Auflagen knüpfen, etwa die Installation durch einen Elektriker oder eine bestimmte Art der Montage. In der Praxis führt das allerdings dazu, dass mitunter derart strenge Auflagen gemacht werden, dass viele dann doch keinen Gebrauch von ihrem „Recht“ machen.
Wie viel Watt darf ein Balkonkraftwerk haben?
Die früher geltende 600-Watt-Grenze wurde im Mai 2024 offiziell auf 800 Watt angehoben. Gemeint ist damit die Wechselrichterleistung, also die maximale Leistung, die das System ins Hausnetz einspeisen darf. Darüber hinaus dürfen die Solarmodule selbst sogar bis zu 2.000 Watt Gesamtleistung liefern. Das klingt widersprüchlich, hat aber einen einfachen Grund: Ein überdimensioniertes Modulfeld sorgt dafür, dass die Anlage auch bei schlechteren Bedingungen – etwa bei Bewölkung oder ungünstiger Ausrichtung – nahe an den maximal erlaubten 800 Watt arbeitet.
Aus diesem Grund bieten die meisten Hersteller diese Kombination aus hoher Modulleistung und „gedrosselter“ Einspeisung inzwischen auch als Standardlösung an.
Braucht man einen Wieland-Stecker oder reicht Schuko?
Die Frage nach dem richtigen Anschluss war lange ein Streitpunkt. Und bleibt es auch weiterhin. Vor allem Netzbetreiber forderten stets die Installation über eine spezielle Energiesteckvorrichtung – meist den Wieland-Stecker. In der Praxis sind die meisten Balkonkraftwerke in Deutschland aber schon heute über haushaltsübliche Schuko-Steckdosen angeschlossen, was deutlich praxisnäher und unkomplizierter ist.
Inzwischen vertreten der VDE, die Bundesnetzagentur und auch viele Verbraucherzentralen die Auffassung, dass der Anschluss über Schuko bei zertifizierten Geräten technisch sicher und zulässig ist. Voraussetzung ist lediglich, dass der Wechselrichter bestimmte Sicherheitsvorgaben erfüllt, etwa eine automatische Netztrennung bei Stromausfall.
Eine entsprechende VDE-Norm, die den Schuko-Stecker offiziell legitimiert, fehlt allerdings noch. Das bedeutet, dass diese Anschlussart zwar nicht verboten ist und vielerorts auch geduldet wird, aber man sich dennoch in einer rechtlichen Grauzone befindet. Je nach Netzbetreiber oder Förderprogramm kann es deshalb aus formalen Gründen noch immer vorkommen, dass ein Wieland-Stecker gefordert wird.
Lohnt sich ein Stromspeicher für ein Balkonkraftwerk?
Richtig ist, dass sich mit einem Stromspeicher der Eigenverbrauch bei einem Balkonkraftwerk deutlich erhöhen lässt. Das spielt vor allem dann eine Rolle, wenn tagsüber im Haushalt wenig verbraucht wird und ein Großteil des erzeugten Stroms sonst ins Netz fließen würde.
Allerdings kosten hochwertige Plug-and-Play-Speicherlösungen für Balkonkraftwerke derzeit je nach Kapazität mehrere hunderte bis tausende Euro zusätzlich, wodurch sich die Amortisationszeit der Anlage insgesamt verlängert.
Ob sich ein Stromspeicher tatsächlich lohnt, hängt somit stark vom persönlichen Nutzungsverhalten ab. Wer tagsüber nicht zu Hause ist und den erzeugten Strom selten direkt nutzt, für den lohnt sich ein Stromspeicher in jedem Fall. Wer dagegen ohnehin viel Strom tagsüber verbraucht – etwa im Homeoffice – kann sich den Speicher je nach Anlagengröße auch sparen.
Wichtig ist zudem, dass die Speichergröße zur Gesamtleistung des Balkonkraftwerks passen sollte. So macht beispielsweise ein Stromspeicher mit einer Kapazität von 4 Kilowattstunden wenig Sinn, wenn das Balkonkraftwerk nur aus 2 Modulen mit 800 Watt besteht.
Braucht man ein Smart Meter?
Grundsätzlich ist ein intelligenter Stromzähler für Balkonkraftwerke nicht vorgeschrieben. Und selbst wenn man von den Stadtwerken einen neuen digitalen Zähler erhält, ist dieser häufig noch weit von dem entfernt, was man gemeinhin als „smart“ bezeichnen würde.
Aus diesem Grund bieten Hersteller wie Anker Solix oder Ecoflow inzwischen eigene Smart Meter an, deren integriertes Monitoring in Kombination mit der entsprechenden Hardware eine intelligente Nutzung des erzeugten Stroms ermöglicht. Sie erkennen in Echtzeit, wenn der Verbrauch im Haushalt steigt (etwa wenn man die Spülmaschine einschaltet) und erhöhen dementsprechend die Einspeiseleistung des Stromspeichers.
Da ein Smart Meter allerdings zusammen mit der vorgeschriebenen Installation durch einen Elektriker problemlos bis zu 300 Euro kosten kann, macht dieses nur bei einer entsprechend großen Anlage Sinn – zumindest wenn die Wirtschaftlichkeit der Anlage im Mittelpunkt steht.