Denkte. Hans Heinsch aus Denkte im Kreis Wolfenbüttel kämpft gegen die Wegwerfgesellschaft. So rettet er antike Möbel.
Unsere heutige Gesellschaft lebt von Wegwerfprodukten und der Schnelllebigkeit, auch in der Möbelbranche. Das beobachtet Restaurator Hans Heinsch seit Jahren. Er hat sich 1989 in Denkte im Landkreis Wolfenbüttel eine Fachwerkstatt eingerichtet, die er allein führt.

Bekannt ist seine Werkstatt unter dem Namen „patinée antique Möbel“. Vor einigen Jahren hatte der 70-Jährige noch eine weitere Werkstatt in Wolfenbüttel. „Die musste ich auflösen, weil es sich nicht mehr getragen hat“, erklärt der gelernte Restaurator. Wenn er an die Anfänge und seine Ausbildungszeit zurückdenkt, ist sich der Fachmann sicher: „Ich habe alles richtig gemacht, mein Beruf erfüllt mich bis heute.“
Jugend hat weniger Interesse an antiken Möbeln aus der Gründerzeit
Womit Heinsch nicht gerechnet hatte, ist, dass die Nachfrage nach Restaurierungen früher einbricht, als er vermutet hatte. Damit meint der Fachmann, dass die Nachfrage nach antiken Möbeln, insbesondere aus der Gründerzeit, bei der Jugend im Einrichtungsstil nicht mehr angesagt ist. Die Generation, die sich diese Möbel hinstellt, gebe es bald nicht mehr. Eine kleine Kehrtwende sei jedoch durch das Thema Nachhaltigkeit zu beobachten. „Was ich hier aufarbeite, ist Zeitgeschichte“, sagt Restaurator Heinsch.

Deshalb hat er sich schon seit langem einen weiteren Bereich, das Abbeizen von Möbeln, erobert. „Aber“, sagt der 70-Jährige, „das mache ich nicht selbst, ich bin eine Kooperation eingegangen.“ Sicher ist aber: Das Verfahren hinterlässt keine schädlichen Spuren im Holz. Dies sei wichtig, denn auch Kinderwiegen können somit entlackt werden. Besonders gut lasse sich Bierlack entfernen, der an seiner scheckigen Farbe zu erkennen sei. Doch nach dem Abbeizen sollte das Möbelstück auch mit Nährstoffen wie Harzen oder Ölen versorgt werden, damit es im neuen Glanz erstrahlen kann. „Da gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten, und die spricht man am besten mit dem Kunden durch“, erklärt der Fachmann. Auch das Beizen, eine andere Farbgebung für das Möbelstück, übernimmt Heinsch, denn hier gilt: Einmal falsch angestrichen, lässt sich der Prozess nicht mehr rückgängig machen.
Restaurator aus Denkte kann fehlende Teile beschaffen oder nachschnitzen
In einigen Haushalten befinden sich noch Kleiderschränke, Kommoden oder Sekretäre aus der Gründerzeit, die mit Verzierungen bestückt sind. Fehlt eine oder ist vom Holzwurm zerfressen, kann der Restaurator entweder bei der Beschaffung helfen oder, wenn es ein ganz außergewöhnliches Stück ist, auch nachschnitzen. Fakt ist: Alle Details sollten im Vorfeld mit dem Restaurator besprochen werden. Deshalb bietet Heinsch auch ein Vor-Ort-Gespräch zur Besichtigung des Möbelstücks an. Er kümmert sich um alles, was Holzarbeiten angeht, übernimmt aber keine Polsterarbeiten, das sind wieder andere Fachleute, betont der Groß Denkter.
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In seiner Werkstatt auf rund 150 Quadratmetern hat der Restaurator Werkbänke, Hobel, Pinsel, Beizen, Lacke, Öle und Stechbeitel, mit denen er täglich arbeitet. Und manchmal lässt er seiner Fantasie und seinem Können freien Lauf und baut aus alten Möbelstücken neue Einrichtungsgegenstände. Die alten Möbel besitzen aus seiner Sicht nicht nur Charme und Individualität, sondern sie sind wesentlich langlebiger als die industriell hergestellten und aus Spanplatten bezogenen Einrichtungsgegenstände. „Wer Nachhaltigkeit leben will, der sollte die Möbel erhalten und pflegen, denn so wird Geschichte lebendig bleiben“, erklärt Hans Heinsch.
Möbelretter aus Wolfenbüttel: Jahrzehntelanger Einsatz gegen Verschwendung
„Patinée antique Möbel“ befindet sich im Asseweg 2, 38321 Denkte. Weitere Informationen zum Leistungsspektrum finden Interessierte auf www.antique-patinee.de. Anfragen unter Telefon (0170) 4963718 oder (05331) 69819. hhl