Berlin. Offenbar handelt es sich bei den Festgenommen um Agenten im Auftrag von Putin. Ihr Plan: Sprengstoff-Pakete, die beim Transport explodieren.
Drei ukrainische Staatsangehörige, die im Verdacht stehen, Sabotageakte in Deutschland im Auftrag von Russland geplant zu haben, wurden seit Ende vergangener Woche in Deutschland und der Schweiz festgenommen. Zuvor hatte der Spiegel berichtet.
In den Haftbefehlen wird den Verdächtigen (Yevhen B., Daniil B. und Vladyslav T.) zur Last gelegt, dass sie sich spätestens Ende März 2025 gegenüber einer oder mehreren mutmaßlich im Auftrag russischer staatlichen Stellen handelnden Personen bereit erklärt haben sollen, Brand- und Sprengstoffanschläge auf den Gütertransport in der Bundesrepublik Deutschland zu begehen.
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Hierzu sollten die Beschuldigten arbeitsteilig von Deutschland aus an Empfänger in der Ukraine Pakete mit Spreng- oder Brandvorrichtungen versenden, die sich während des Transports entzünden würden. Um geeignete Transportwege auszukundschaften, soll Vladyslav T. Ende März 2025 in Köln zwei Testpakete aufgegeben haben, in denen sich unter anderem GPS-Tracker befunden haben sollen. Den Auftrag hierzu soll Yevhen B. erteilt haben. Er soll über Daniil B. auch die Paketinhalte zur Verfügung gestellt haben.
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig sieht in den Vorwürfen, sollten sie sich bestätigen, „einen sehr ernsten Vorgang“. Hubig sagte am Mittwoch: „Wir wissen, dass Russland mit allen Mitteln versucht, die westlichen Demokratien zu destabilisieren – auch mit gezielter Sabotage und perfiden geheimdienstlichen Methoden.“ Die Festnahmen würden allerdings auch zeigen, dass die Sicherheitsbehörden diese Bedrohung genau im Blick hätten. Hubig bedankte sich bei allen Beteiligten „für ihren Einsatz bei der Verteidigung unseres Landes gegen die hybride Bedrohung aus Russland.“
Mutmaßliche Russland-Agenten: Erste Festnahme schon am 9. Mai
Die erste Festnahme erfolgte den Angaben zufolge am 9. Mai in Köln. Der zweite Beschuldigte wurde einen Tag später in Konstanz festgenommen. Beide Männer wurden bereits dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt und sitzen in Untersuchungshaft.
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Der dritte Mann wurde gestern im Kanton Thurgau in der Schweiz festgenommen. Er soll nach seiner Überstellung aus der Schweiz in Karlsruhe vorgeführt werden. Alle drei Beschuldigten sind ukrainische Staatsangehörige. Die beiden in Deutschland festgenommenen jungen Männer gingen, soweit bisher bekannt, keiner beruflichen Tätigkeit nach.
Festnahme: Mutmaßliche Pläne erinnern an Paketbrand im Sommer 2024
Der Bundesnachrichtendienst (BND), der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, und das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) haben in den vergangenen Monaten mehrfach vor russischer Sabotage und Spionage gewarnt. Der inzwischen ausgeschiedene frühere BfV-Präsident, Thomas Haldenwang, hatte im Herbst gesagt, bei einem mutmaßlich von Russland initiierten Brand eines Luftfrachtpakets sei Deutschland im Juli nur knapp an einem Flugzeugabsturz vorbeigeschrammt.
Es sei nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass das Paket damals noch am Boden im DHL-Logistikzentrum Leipzig und nicht während des Fluges in Brand geraten sei, sagte Haldenwang. Nach dpa-Informationen bestand der glückliche Zufall darin, dass der Weiterflug des aus dem Baltikum stammenden Frachtpakets sich in Leipzig verzögerte. Das Paket hatte einen Brandsatz enthalten, der dort zündete und einen Frachtcontainer in Brand setzte.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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„Wir beobachten ein aggressives Agieren der russischen Nachrichtendienste“, sagte der damalige Behördenleiter. Besonders Spionage und Sabotage durch russische Akteure hätten in Deutschland zugenommen - und zwar „sowohl quantitativ als auch qualitativ“. Im März verwies der Verfassungsschutz dann auf mehrere Beispiele für mutmaßliche Sabotage aus den vergangenen Monaten - dazu zählten auch Vorfälle auf deutschen Kriegsschiffen, zu denen die Ermittlungen noch laufen.
mit dpa