Berlin. Der Techriese Meta greift für sein KI-Training auf Daten von Facebook und Instagram zurück. Nur noch heute können Nutzer dem widersprechen.

Seit ChatGPT Ende 2022 den KI-Hype auslöste, folgt eine Innovation auf die nächste. Google setzt auf Gemini, Microsoft auf Copilot – und OpenAI schreibt die Regeln. 

Auch Meta hat die Zukunft nicht verschlafen. Der Konzern von Mark Zuckerberg brachte mit seinem Sprachmodell Llama einen eigenen KI-Chatbot auf den Markt. Wer in Europa WhatsApp oder Instagram nutzt, hat ihn womöglich schon gesehen: den unscheinbaren Button, der zu einer intelligenten Unterhaltung einlädt. Doch was wie ein praktisches Feature aussieht, ist Teil eines umfassenden KI-Projekts, das mit unseren Daten gefüttert wird.

Meta KI-Training: Was der Konzern mit unseren Daten vorhat

Meta möchte, so das offizielle Wording, eine „KI für Europa“ entwickeln. Eine, die die Eigenheiten europäischer Sprachen, Dialekte, Umgangsformen und sogar den Humor versteht. Das klingt charmant und ist technisch nachvollziehbar. Denn KI-Modelle lernen nur das, womit sie trainiert werden. Bislang wurden sie jedoch fast ausschließlich mit US-Daten trainiert.

Nun sollen auch öffentliche Beiträge, Kommentare und Fotos von Nutzenden aus der EU in den Datenmix aufgenommen werden. Meta argumentiert: Nur so könne man sicherstellen, dass europäische Gemeinschaften in all ihrer Vielfalt in der KI-Logik abgebildet werden.

AppWhatsApp
ArtMessenger-Dienst
UnternehmenMeta Platforms
Erscheinungsjahr2009
UnternehmenssitzMountain View, Kalifornien
Nutzerüber 2 Milliarden

Datenschutz bei Meta: Was verwendet wird – und was nicht

Laut Meta werden nur Inhalte volljähriger Nutzerinnen und Nutzer verwendet. Dass private Chats, etwa in WhatsApp, nicht verwendet werden, sei laut Meta selbstverständlich. Allerdings gilt diese Verschlüsselung nicht mehr, sobald man mit Meta AI kommuniziert, sei es in einem Gruppenchat oder über den KI-Button. Dann ist die Unterhaltung nicht länger Ende-zu-Ende-verschlüsselt und potenziell Teil des Trainingsmaterials – ebenso wie Interaktionen mit KI-Stickern oder Suchvorgänge danach.

Am stärksten betroffen sind diejenigen, die sich über Jahre hinweg auf Instagram oder Facebook öffentlich geäußert haben. Fotos, Bildunterschriften, Reaktionen und Kommentare zählen zum digitalen Rohstoff, aus dem Meta lernen will.

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Wie kann ich widersprechen – und warum muss das jetzt passieren?

Das Entscheidende ist: Wer nicht möchte, dass seine Daten für das KI-Training verwendet werden, muss aktiv widersprechen. Dies muss bis spätestens zum 26. Mai 2025 geschehen, da Meta laut eigener Ankündigung danach mit dem KI-Training beginnt.

Der Widerspruch ist nicht kompliziert, aber ein wenig versteckt. Für Facebook und Instagram stellt Meta jeweils eigene Formulare bereit: Das Formular für Facebook ist unter diesem Link abrufbar, jenes für Instagram hier. Nutzer müssen eingeloggt sein, um diese aufrufen zu können. Der Widerspruch gilt außerdem pro Konto, sofern die Konten nicht miteinander verknüpft sind.

Für WhatsApp gibt es kein Formular, da private Chats nicht verwendet werden – wohl aber alle Interaktionen mit der eingebauten KI.

Verstoß gegen DSGVO? So urteilen die Gerichte

Die Verbraucherzentrale NRW sieht in dem Vorgehen von Meta einen Verstoß gegen das europäische Datenschutzrecht. Im Mai beantragte sie deshalb vor dem Oberlandesgericht Köln eine einstweilige Verfügung, um das KI-Training zu stoppen. Doch die Richter wiesen den Antrag am 23. Mai ab. In der Pressemitteilung des Gerichts heißt es, dass weder ein Verstoß gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) noch gegen den Digital Markets Act (DMA) vorliege.

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Die Verbraucherschützer bleiben dennoch skeptisch. Dass Nutzer aktiv widersprechen müssen, statt aktiv einzuwilligen, halten viele für rechtlich bedenklich. „Meta scheint seine kommerziellen Interessen über die Rechte der Betroffenen zu stellen”, kritisierte etwa Christine Steffen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gegenüber der „Tagesschau”.

Der Streit um die Datenhoheit ist ein Stellvertreterkonflikt für eine größere Frage: Wem gehören unsere digitalen Spuren in einer Welt, die aus ihnen Maschinen baut? Meta gibt sich dialogbereit und verweist auf transparente Informationen und Einspruchsmöglichkeiten. Doch Transparenz bedeutet nicht automatisch Zustimmung. Und vielleicht ist gerade diese Unschärfe das größte Problem in der KI-Debatte: Der Nutzer hat nur dann eine Wahl, wenn er weiß, dass er eine hat.