Wolfsburg. Paul Simonis präsentiert sich bei seiner Vorstellung beim VfL Wolfsburg humorvoll. Auch seine privaten Hobbys gibt er preis.
Die größte Überraschung gab es gleich zu Beginn: Der neue Trainer von Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg hat bereits fleißig Deutsch gelernt und kann sich in der neuen Sprache schon mitteilen. Denn die ersten Worte bei der Begrüßungs-Pressekonferenz am Dienstag richtete Paul Simonis auf Deutsch an die zahlreich erschienenen Journalisten im Medienraum der Volkswagen-Arena. „Guten Tag, ich bin Paul Simonis“, begann der Niederländer und erklärte: Er freue sich hier zu sein, habe intensiv Deutsch gelernt und verstehe bereits viel, werde aber die Fragen noch nicht auf Deutsch beantworten.
Damit bewies der neue Coach schon bei seinem ersten öffentlichen Auftritt bei seinem neuen Arbeitgeber Mut. Was Peter Christiansen zum Anlass nahm, zu witzeln: „Paul, du setzt mich sehr unter Druck, wenn du hier am ersten Tag Deutsch sprichst.“ Der Däne hat sein erstes Jahr als VfL-Sportgeschäftsführer bei den Grün-Weißen hinter sich, bevorzugt aber ebenfalls noch die Kommunikation auf Englisch.
VfL Wolfsburg: Chemie zwischen Trainer und Manager passt jetzt besser
Mit Simonis scheint die persönliche Ebene zu stimmen, das wurde schon bei diesem ersten gemeinsamen Auftritt deutlich. Als Christiansen im Sommer vergangenen Jahres seinen Job in Wolfsburg begonnen hatte, war die Situation noch eine andere gewesen. Mit Ex-Coach Ralph Hasenhüttl fand der Däne einen Mann in sportlicher Verantwortung vor, dessen Ansichten er in einigen Punkten nicht teilte. Jetzt ist der Österreicher weg und der VfL-Boss hat seinen Wunschtrainer an den Mittellandkanal gelotst.

„Die Art wie wir denken, wie wir arbeiten und wie wir diesen Klub weiterentwickeln wollen, erfordert einen bestimmten Trainertypen. Und dieser Typ ist Paul“, erklärte Christiansen. „Sein Tatendrang und seine Energie werden diesen Anforderungen gerecht“, machte er klar.
Paul Simonis war überrascht vom Interesse aus der Bundesliga
Simonis erklärte, dass er im Mai überrascht war vom Interesse des VfL Wolfsburg. „Ich war gerade als Chefcoach in der Eredivisie gestartet. Wenn du dann schon nach elf Monaten die Möglichkeit hast, in einer der größten Ligen in einem tollen Klub zu arbeiten, dann ist das schon eine Überraschung.“ Aber so laufe es im Fußball eben manchmal. Streng genommen sei sein Wechsel nicht nur ein Schritt nach vorne, sondern gleich drei Schritte auf einmal.
Simonis hatte mit den Go Ahead Eagles aus Deventer gleich in seiner Premierensaison den niederländischen Pokal geholt. Das blieb auch in Deutschland nicht unbemerkt. Es sei sein Job, dauerhaft Fußballprojekte auf der ganzen Welt zu verfolgen, verriet Christiansen – und stets eine Liste parat zu haben für den Fall, dass ein Trainerwechsel anstehe.
Pep Guardiola, Luis Enrique und Marcelo Bielsa als Vorbilder
Wofür der neue Mann beim VfL steht? Zum einen, das wurde deutlich, sollen die jungen VfL-Talente wieder vermehrt in den Blickpunkt rücken. Dass der Coach gut mit jungen Spielern arbeiten und sie weiterentwickeln kann, das bewies er bei seiner Station in Deventer. Dominanten Fußball wolle er spielen lassen, betonte Simonis. Weitere Eckpfeiler des von ihm bevorzugten Spielstils: die Vierer-Abwehrkette, Ballkontrolle, das Schaffen von Überzahlsituationen und viel Kreativität auf den Flügeln.
„Ich mag Pep Guardiola. Nicht nur, weil er ein bisschen aussieht wie ich.“
Quasi als Mentor des Niederländers gilt der Ex-Schalke-Coach Kees van Wonderen. Auf die Frage nach seinem Vorbild erklärte der Trainer: „Ich mag Pep Guardiola.“ Um gleich noch anzufügen: „Nicht nur, weil er ein bisschen aussieht wie ich.“ Oder eben auch umgekehrt, denn: „Ich hatte meine Glatze schon vorher.“ Dass Simonis bereits den Spitznamen „Gouda-Guardiola“ verpasst bekommen hat, bringt ihn zum Lächeln. „Ich mag den deutschen Humor“, sagt er dazu. Auch Luis Enrique und Marcelo Bielsa seien Trainer, an denen er sich orientiert habe.
Trainer aus den Niederlanden treibt auch privat gerne Sport
Noch ein paar Tage bleiben dem Coach und seinem Mitarbeiterstab, bis zum Trainingsstart alles vorbereitet zu haben. Über die Schwerpunkte in der Arbeit mit den Profis will der Trainer noch keine großen Worte verlieren. Jeder sei eingeladen vorbeizuschauen, so Simonis.
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Privat gilt der Niederländer als entspannter Typ, der Vater eines zweijährigen Mädchens beschreibt sich als Familienmensch. In seiner Freizeit spiele er gerne Padel. Zudem möge er Mountainking, das praktiziere er auch mit seinem Bruder. Er habe bereits gehört, dass sich die Harzregion dafür sehr gut eigne. Wenn er also demnächst mal einen Tag frei bekomme, sei das eine Option, sagte er mit einem Augenzwinkern Richtung Peter Christiansen.
Deutsch-Intensiv-Sprachkurs hat den Chefcoach des VfL Wolfsburg geschafft
Doch Zeit, um den Kopf ein wenig frei zu bekommen, wird es später im Saisonverlauf sicher nochmal geben. Auch wenn Paul Simonis nach seinem Deutsch-Crashkurs wohl liebend gerne jetzt kurz abschalten würde. Fünf Tage die Woche, jeweils acht Stunden lang, habe er Unterricht gehabt. „Ich gehe schlafen jeden Tag um 9 Uhr. Tot“, fügte er dann doch noch einmal auf Deutsch an.