Berlin. Gerade in Ballungsgebieten werden WG-Zimmer immer teuer. Azubis bringt das in Finanznot, warnt der Gewerkschaftsbund und hat eine Forderung.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat vor Beginn des neuen Ausbildungsjahrs vor einer finanziellen Überlastung der jungen Azubis bei den Kosten fürs Wohnen gewarnt. „Wer eine Ausbildung beginnt, braucht nicht nur einen guten Ausbildungsbetrieb, sondern auch ein Dach über dem Kopf – und zwar zu einem Preis, den Auszubildene sich leisten können. Doch vielerorts fressen Miete und Nebenkosten fast die gesamte Ausbildungsvergütung auf“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell dieser Redaktion.

Körzell stützt seine Aussage auf eine erst kürzlich veröffentlichte Studie des Moses-Mendelssohn-Instituts. Demnach liegt die durchschnittliche Miete für ein WG-Zimmer in deutschen Hochschulstädten bei 493 Euro. Auszubildene, die in diesen Wochen ihre Ausbildung beginnen, erhalten dem DGB zufolge jedoch lediglich eine gesetzlich festgelegte Mindestvergütung von 682 Euro brutto.
Wohnen: Machen Azubis künftig einen Bogen um teure Regionen?
Für Auszubildende, die nicht mehr im Elternhaus leben, werde es daher am Ende des Monats oft eng, so der Gewerkschaftsbund: Schon der DGB-Ausbildungsreport 2020 habe gezeigt, dass Auszubildende, die in eigenen vier Wänden leben, deutlich häufiger auf zusätzliches Einkommen aus einem Nebenjob oder staatliche Leistungen wie die Berufsausbildungsbeihilfe angewiesen seien. Seitdem seien Mietpreise und Lebenshaltungskosten deutlich gestiegen, hieß es vom DGB.
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Die Entwicklung könne laut Gewerkschaft Folgen haben für Regionen mit besonders angespanntem Wohnungsmarkt. Junge Menschen würden möglicherweise davor zurückschrecken, dort eine Lehre zu beginnen – nicht aus mangelndem Interesse, sondern weil sie keinen bezahlbaren Wohnraum fänden. DGB-Vorstand Körzell fordert nun die neue Bundesregierung zum Handeln auf: „Um den schnellen und gezielten Ausbau von Wohnheimen für Auszubildende zu fördern, sollte der Bund schnellstens die im Koalitionsvertrag vorgesehene Bundeskompetenzstelle Azubi-Wohnen einrichten“, forderte er.

Wohnen: Fördermittel sollen steigen – doch Azubis könnten leer ausgehen
Die Bundeskompetenzstelle soll kommunale Wohnungsunternehmen, kommunale Verwaltungen, Träger der Jugendhilfe, Jugendverbände und gemeinnützige Wohnungsunternehmen vernetzen und dabei unterstützen, bezahlbaren und mitbestimmten Wohnraum für Auszubildende zu schaffen. Der Bund hatte grundsätzlich auch geplant, die Fördergelder im Programm „Junges Wohnen“ von 500 Millionen auf eine Milliarde Euro pro Jahr erhöhen, um mehr Wohnheimplätze für junge Menschen zu schaffen.
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Laut DGB würden diese Mittel aktuell jedoch überwiegend Trägern des studentischen Wohnens, zum Beispiel Studentenwerke, genutzt. Für Auszubildende fehlten schlicht vergleichbare Strukturen, beklagte der Gewerkschaftsbund.