Berlin. Sind die Verbraucher zu bequem? Weil viele Haushalte in der sogenannten Grundversorgung verbleiben, summieren sich Kosten für Strom und Gas.

Zusammenfassung

  • Millionen Haushalte in Deutschland zahlen unnötig hohe Preise für Strom und Gas, da sie in teuren Grundversorgungstarifen bleiben
  • Ein Wechsel aus der Grundversorgung in den günstigsten Tarif könnte Haushalten erhebliche Einsparungen bringen
  • Durch einen Tarifwechsel könnten Haushalte jährlich im Schnitt 1628 Euro sparen

Millionen Haushalte in Deutschland zahlen überhöhte Preise für Strom und Gas, weil sie in der teuren Grundversorgung bleiben. Das geht aus einer neuen Berechnung des Vergleichsportals Verivox hervor, die dieser Redaktion exklusiv vorliegt. Demnach entstanden Verbrauchern im ersten Halbjahr 2025 unnötige Mehrkosten in Höhe von rund drei Milliarden Euro.

Verivox beruft sich für die Berechnung auf den aktuellen Monitoringbericht der Bundesnetzagentur, wonach jeder vierte Stromkunde (25 Prozent) und jeder fünfte Gaskunde (19 Prozent) in einem Grundversorgungstarif der örtlichen Versorger steckt. Grundversorgungstarife zählen zu den teuersten am Markt. Insgesamt bezahlten Haushalte im Grundversorgungstarif im ersten Halbjahr 2025 rund 8,5 Milliarden Euro für Strom und Gas, während sie mit dem jeweils günstigsten Tarif mit Preisgarantie nur rund 5,5 Milliarden Euro hätten aufwenden müssen, so das Preisvergleichsportal.

„Jahr für Jahr verschenken Haushalte viele Milliarden Euro, weil sie aus Bequemlichkeit, Unwissen oder Angst in der Grundversorgung verharren. Dieses Nichtstun kostet mehr als jede Preiserhöhung. Strom- und Gaskunden sollten daher ihre aktuellen Tarife prüfen und gegebenenfalls wechseln“, sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox, dieser Redaktion.

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Grundversorgung: Zwei Vorteile, aber ein gewichtiger Nachteil

Den Grundversorgungstarif des örtlichen Energieversorgers erhalten alle Haushalte, die sich bei Neueinzug nicht um ein günstigeres Angebot kümmern. Vorteile des Grundversorgungstarifs sind, dass er allen Kunden direkt zur Verfügung steht und dass er jederzeit gekündigt werden kann. Der Nachteil ist der vergleichsweise hohe Preis. Bei einem Wechsel aus der Grundversorgung in einen neuen Tarif übernimmt der neue Anbieter die Kündigung beim bisherigen Versorger. Technische Änderungen sind nicht notwendig. Die unterbrechungsfreie Versorgung ist gesetzlich garantiert. 

Gasumlage
Wer nicht aus der Grundversorgung in einen preisgünstigeren Tarif wechselt, zahlt deutlich drauf. Das gilt für Strom und für Gas. © picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

In der Grundversorgung kostete eine Kilowattstunde Strom im bundesweiten Durchschnitt im ersten Halbjahr 2025 laut Verivox rund 43,96 Cent. Im günstigsten Tarif mit Preisgarantie waren es 27,85 Cent. Das entspricht einer Ersparnis von rund 37 Prozent. Bezogen auf den Gesamtstromverbrauch aller Haushalte in der Grundversorgung summiert sich die Ersparnis bei Strom auf rund 2,2 Milliarden Euro, so die Berechnung.

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Bei Gas lagen die Preise bei durchschnittlich 13,99 Cent pro Kilowattstunde im Grundversorgungstarif und 9,71 Cent im günstigsten Tarif – ein Unterschied von rund 31 Prozent. Hier läge die Ersparnis bezogen auf alle Haushalte bei gut 700 Millionen Euro

Grundversorgung: Verivox hat rund 1400 Tarife ausgewertet

Verivox hat auch berechnet, was ein durchschnittlicher Haushalt durch einen Tarifwechsel sparen könnte. Bei einem Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden Strom und 20.000 Kilowattstunden Gas würde der Wechsel aus der Grundversorgung in den günstigsten verbraucherfreundlichen Tarif jährlich im Schnitt 1628 Euro einsparen – 671 Euro bei Strom und 957 Euro bei Gas. 

Das Portal hat für die Analyse die verfügbaren veröffentlichungspflichtigen Preise der rund 700 Gas-Grundversorger und der rund 800 Strom-Grundversorger in Deutschland ausgewertet. Die zugrunde gelegten Verbrauchsmengen stammen aus dem aktuellen Monitoringbericht der Bundesnetzagentur. Demnach wurden rund 27,8 Milliarden Kilowattstunden Strom und rund 33,5 Milliarden Kilowattstunden Gas an Haushalte in der Grundversorgung geliefert.