Erfurt. Mira Held erzählt vom Sommerabend im Restaurant Magda: Regionale Küche, romantische Kulisse und Menüs voller überraschender Details.
Mira Held ist Genuss-Expertin. Seit mehreren Jahren betreibt sie mit ihrem Partner Flo den Blog „How to Gourmet“ und futtert sich durch Restaurants in Thüringen. In ihrer regelmäßigen Kolumne nimmt sie uns mit auf ihre kulinarischen Abenteuer in Thüringen und gibt Inspirationen für den nächsten Leckerbissen, Wochenendschmaus oder die kleine Alltagsversüßung.
Wo Fine Dining und Regionalität verschmelzen
Auf einer Skala von eins bis „perfekter Sommerabend“ liegt ein Besuch im Restaurant Magda ganz an der Spitze vom sommerlichen Hochgenuss. Hummeln wanken träge von Lavendelblüte zu Lavendelblüte, goldenes Licht fällt auf das Gemäuer der kleinen Kapelle, eine kunstvoll mit Schnitzereien verzierte Tür öffnet sich mit einem Knarren.
Der feierliche Klang einer entkorkten Sektflasche
Während die fröhlichen Geräusche einer Feiergesellschaft aus der dafür vorgesehenen restaurierten Scheune klingen, ertönt in einer anderen Ecke des Vier-Seiten-Hofs in Alach der feierliche Klang einer entkorkten Sektflasche.

Das Restaurant Magda schafft es seit 2019, Besucher in das kleine Dorf in der Nähe von Erfurt zu locken. Wegen der unzweifelhaft sehr romantischen Atmosphäre, aber auch aufgrund des guten Rufs von André Radkes Küche. Jeden Monat kreiert der Koch ein neues Menü mit vier Gängen. Wer sich darauf einlassen kann, wird überrascht.
Das Menü beginnt mit frischem Brot der Bäckerei Thor
Wer unbedingt vorher wissen möchte, was auf dem Teller landet, dem wird es erzählt. Dazu gibt es auf Wunsch eine Weinbegleitung, die André genauso wie die Zutaten seiner Teller gern von regionalen Quellen bezieht. Heute begegnet uns zum Beispiel der Erfurter Winzer Jörn Goziewski mit einem hervorragenden Grauburgunder.

Das Menü beginnt mit frischem Brot der Bäckerei Thor, die nur eine Straße entfernt vom Restaurant ansässig ist. Dazu gibt es einen Crémant oder einen alkoholfreien Aperitif und eine tiefgehende Zufriedenheit, die sich an so einem milden Sommerabend im Restaurant widerstandslos ausbreitet. Gäste lachen, schlendern zwischen den Gängen des Menüs über den Hof, schauen neugierig in den verwinkelten Gastraum mit 18 Sitzplätzen, der heute leer bleibt – viel zu schön ist es an diesem Sommerabend draußen zu sitzen.
Kulinarischer Geheimtipp vor den Toren Erfurts
Nach einem kleinen Tässchen Selleriecremesuppe annonciert Andrés Auszubildender im zweiten Lehrjahr selbstbewusst den ersten Gang: Ein Rindertatar mit Brioche, das von einer Miso-Passionsfruchtsoße begleitet und von einer Nocke Wasabi-Granita (vergleichbar mit einem Sorbet) gekrönt wird. Dieses fragile Türmchen begeistert mich vor allem wegen des Spiels mit unterschiedlichen Konsistenzen: Das Eis verträgt sich erstaunlich gut mit dem japanisch gewürzten Brioche und dem rohen Fleisch.
Restaurant Magda:
- Brauhausgasse 3, Erfurt OT Alach
- Öffnungszeiten: Mi - Fr ab 18 Uhr, Sa 11 - 13.30 Uhr & ab 18 Uhr, So 11 - 13.30 Uhr
- Mehr Infos gibts hier
Es folgt ein leichter Gang. Spargel in einer Beurre Blanc. Danach dominieren wieder kräftige Aromen: Maibock mit einer geschmackvollen Jus und feiner Erdnussnote. Dazu ein cremiges Karottenpüree und ein herzhafter Baumkuchen auf Kartoffelbasis. Was ausformuliert hochtrabend klingt, ist tatsächlich sehr zugänglich. Die Gerichte sind raffiniert, aber nicht verrückt, die Kombinationen interessant, aber nicht herausfordernd. Ich bin sicher, dass unterschiedlichste Menschen hier voll auf ihre Kosten kommen – egal, ob regelmäßige Fine Dining Besucher oder diejenigen, die es eigentlich lieber rustikal mögen.

Als das Dessert kommt, wird unser Tisch vom Schein einer Lichterkette erhellt. Die ersten Gäste treten den Heimweg an, andere haben das Glück in einem der Gästezimmer auf dem Hof zu übernachten. Während ich noch darüber nachdenke, wie schön es mit Sicherheit ist, an diesem Ort aufzuwachen und vor allem zu frühstücken, holt mich ein wunderbar cremiger Cheesecake in den Moment zurück. Er wird von den letzten Erdbeeren der Saison und einem erfrischenden Basilikumsorbet begleitet.
Mit Sicherheit auch bei Regen, Wind oder Schnee
Es ist einfach sehr schön hier im Magdalenengut. An diesem Sommerabend, der wie aus dem Bilderbuch erscheint, aber mit Sicherheit auch bei Regen, Wind oder Schnee. Wegen der erbaulichen Umgebung und wegen dieses liebevoll gestalteten Menüs, wegen des freundlichen Services und umsichtiger Produktauswahl. Wegen köstlichen Gerichten und nahbarer Küche.