Berlin. Deutschland lagert 37 Prozent seines Goldes in New York. Der Vizechef der Steuerzahler warnt: „Ich habe da ein unangenehmes Bauchgefühl.“
Für die globale Wirtschaft ist US-Präsident Donald Trump in nur wenigen Wochen seiner zweiten Amtszeit zu einem großen Unsicherheitsfaktor geworden. Den Welthandel hat er mit seiner Zollpolitik auf den Kopf gestellt. Mit seiner starken Kritik am Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, droht nun ein Angriff auf die Unabhängigkeit der Fed. Darf man dem mächtigsten Mann der Welt noch trauen? Sind die deutschen Goldbestände in den USA noch sicher – oder sollten sie jetzt besser nach Deutschland geholt werden?
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Der Vizepräsident des Bunds der Steuerzahler Deutschland (BdSt) hat darauf eine eindeutige Antwort: „Deutschland sollte seine Goldbestände angesichts der neuen politischen Großwetterlage unter Präsident Donald Trump aus den USA zurückholen“, sagt Michael Jäger dieser Redaktion. Aktuell lagert etwa die Hälfte des deutschen Goldes bei der US-Notenbank Fed in New York, die politisch unabhängig handelt – noch.
„Doch die Unabhängigkeit der US-Notenbank gerät angesichts der Kritik an dem Fed-Chef durch Trump zunehmend in Gefahr. Keiner weiß, wie lange die US-Notenbank noch unabhängig von politischen Einflüssen bleibt“, begründet Jäger seine Forderung. „Ich habe angesichts der Entwicklung ein unangenehmes Bauchgefühl. Die deutschen Goldbestände sollten so schnell wie möglich nach Deutschland gebracht werden.“
Gold: So viele Tonnen der Deutschen liegen im Ausland
Deutschland besitzt 3352 Tonnen Gold – insgesamt 267.682 Barren. Der Goldbestand ist im Wert zuletzt gigantisch gestiegen. Er ist aktuell rund 315 Milliarden Euro wert. Zu Jahresbeginn waren es laut Deutscher Bundesbank noch etwa 270,5 Milliarden Euro, Ende 2022 rund 184 Milliarden Euro.
Die Goldbarren werden in Frankfurt, New York und London gelagert. Gut die Hälfte mit 51 Prozent (1710 Tonnen) liegt bei der Bundesbank, „im wunderschönen Gelände des Campus in unserem Tieftresor“, wie Bundesbankchef Joachim Nagel jüngst sagte. 37 Prozent befinden sich bei der US-Notenbank Fed in den USA (1236 Tonnen), 12 Prozent bei der Bank of England in London (405 Tonnen). Auch die Europäische Zentralbank (EZB) verfügt über etwa 504 Tonnen eigene Goldreserven im Wert von zuletzt 46,9 Milliarden Euro (Ende März 2025). Über die Lagerungsorte ist jedoch nichts bekannt.
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„Zu DM-Zeiten war es vielleicht noch wichtig, dass die Mark mit Goldbeständen in den USA im Krisenfall schnell gestützt werden kann. Doch dieser Grund existiert seit der Einführung des Euro nicht mehr“, sagte Jäger. Die nationalen Goldbestände werden von der Deutschen Bundesbank als Währungsreserven verwaltet. Kernaufgabe der deutschen Bundesbank ist es, für Preisstabilität zu sorgen und indirekt den Wert des Euro zu sichern.
Gold: Das sagt der Chef der Bundesbank
Für den Bundesbankchef ist eine Verlagerung der deutschen Goldbestände aus den USA dagegen kein Thema. „Das Thema ist ein No-Go. Darüber denken wir keine Sekunde nach“, sagte Nagel im Februar und an dieser Position hat sich laut Bundesbank nichts geändert. „Wir haben, wie über die vergangenen Jahrzehnte hinweg, überhaupt keinen Zweifel daran, dass wir mit der Fed New York einen vertrauenswürdigen, verlässlichen Partner bei der Aufbewahrung unserer Goldbestände haben“, so Nagel. Die Bundesbank sei nicht die einzige Notenbank, die in New York ihre Goldbestände aufbewahre, so Nagel. „Ich habe da vollstes Vertrauen zu unseren Kollegen bei der amerikanischen Notenbank.“
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Auch der langjährige Vizepräsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Rolf Langhammer, sieht keinen Grund für eine Verlagerung. „Diese Forderungen sind völlig unbegründet.“ Das Gold lagere bei der New Yorker Niederlassung der amerikanischen Notenbank und nicht im Weißen Haus. „Die Kooperation zwischen den beiden politisch unabhängigen Notenbanken ist seit Jahrzehnten von gegenseitigem Vertrauen gekennzeichnet. Es wäre in dieser von großer Unsicherheit gekennzeichneten Zeit geradezu fahrlässig und kontraproduktiv, durch Repatriierung von Goldbeständen Zweifel am Fortbestand dieser Beziehungen zu wecken“, so Langhammer. „Wenn die Politik der amerikanischen Regierung Nationalismen schürt und Märkte zerstückelt, dürfen Notenbanken dem nicht nacheifern, sondern müssen im Gegenteil Kooperationen ausbauen.“
Gold lagert in den USA: Das hat einen praktischen Grund
Für die Bundesbank ist es wichtig, Gold bei Bedarf in kürzester Zeit im Ausland verkaufen oder in Fremdwährungen tauschen zu können. Die EZB hat sich seit Beginn der neuen Trump-Regierung noch nicht zur Lagerung der Goldbestände geäußert.

Die Bundesbank hatte bereits zwischen 2013 und 2017 in mehreren Schritten 300 Tonnen Gold aus New York und 374 Tonnen aus Paris nach Frankfurt gebracht – und hat seither damit 50,6 Prozent ihres Goldbestandes in der Mainmetropole. Ähnlich handelten auch mehrere andere europäische Länder.
Kann Bundesregierung Gold der Deutschen verkaufen?
Der enorme Gewinnsprung des Goldes könnte jedoch auch in der Politik Begehrlichkeiten wecken. Warum nicht Gold verkaufen und damit Lücken im neuen Bundeshaushalt schließen? Doch genau dieser Möglichkeit der Einflussnahme sind klare Riegel vorgeschoben. Die Bundesbank ist „unabhängig und an Weisungen der Bundesregierung nicht gebunden“, so das Bundesbankgesetz.
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„Diese Unabhängigkeit ist elementar wichtig“, meint Jäger. Es verhindert populistische Weisungen durch die Politik. Der Staatshaushalt profitiert lediglich von den Gewinnen der Bundesbank, die laut Bundesbankgesetz der Bund erhält.
Eine Bundesregierung kann somit auch nicht die Bundesbank zwingen, Teile ihres Goldes für die Schuldendeckung zu nutzen. „Es ist gut, dass die Politik die Bundesbank nicht dazu zwingen kann, Goldbestände zu verkaufen, um Schulden oder Ausgaben des Bundes zu finanzieren“, meint der Vizechef des Steuerzahlerbundes. Sonst bestünde latent die Gefahr, dass Gewinne durch Goldverkäufe dazu genutzt werden, um Löcher im Bundeshaushalt oder neue Schuldenprogramme zu finanzieren.
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„Die Bundesbank würde damit zum Selbstbedienungsladen der Politik“, warnte Jäger. So müsse der Bund seine Ausgaben über den laufenden Haushalt finanzieren. Und daran sollte sich auch nichts ändern. „Die Politik sollte auch in Zukunft keine Möglichkeiten bekommen, direkten Einfluss auf die Bundesbank-Entscheidungen zu nehmen.“
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Kernaufgabe der Bundesbank ist es, für Preisstabilität zu sorgen und den Wert des Euro zu sichern. „Gold ist und bleibt dabei eine wichtige Währungsreserve für Deutschland“, hebt Jäger hervor. „Die Goldbestände sind so zu sagen eine eiserne Reserve für Deutschland – und eine eiserne Reserve gibt man nicht einfach auf.“