San Francisco. Joe Bidens Gesundheitszustand soll während seiner Amtszeit systematisch verschleiert worden sein, heißt es in einem neuen Enthüllungsbuch.
Fast zeitgleich mit der Bekanntgabe von Joe Bidens Prostatakrebs-Erkrankung sorgen neue Enthüllungen für weitere Schlagzeilen um den Gesundheitszustand des ehemaligen US-Präsidenten. Das Buch zweier Journalisten kommt zu dem Schluss: Bidens kognitive und körperliche Fähigkeiten hätten bereits während seiner Amtszeit massiv nachgelassen. Im Wahlkampf gegen Donald Trump sei dieser Umstand systematisch von Bidens Team verschleiert worden.
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Das Buch mit dem deutschen Titel „Hybris – Verfall, Vertuschung und Joe Bidens verhängnisvolle Entscheidung“ erscheint erst am Dienstag (20. Mai), doch schon jetzt werden Details bekannt. So ist darin von Mitarbeitern die Rede, die darüber nachdachten, Biden in einen Rollstuhl zu setzen und Berichten, wonach er seinen langjährigen Freund, Hollywoodstar George Clooney, nicht mehr erkannt habe.
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Joe Biden: Mitarbeiter sollen über Rollstuhl diskutiert haben
Beschrieben wird das düstere Bild eines Verfalls im Amt. Für das Buch über das Ende der Biden-Präsidentschaft führten die angesehenen Journalisten Jake Tapper von CNN und Alex Thompson von Axios nach eigenen Angaben Interviews mit mehr als 200 Personen aus dem Umfeld Bidens. Gesprochen haben sie auch mit Vertretern der Demokratischen Partei, mit den meisten nach der Wahlniederlage. Der 82-jährige Biden selbst hatte erst kürzlich Berichte über einen Abbau bestritten.
Nachdem Biden 2023 vor laufenden Kameras hingefallen war und teils immer unsicherer gegangen war, diskutierten enge Mitarbeiter des Präsidenten nach Angaben der Zeitung „The Hill“, der Ausschnitte des Buchs vorlagen, ob sie Biden zu einem Rollstuhl überreden sollten. Sie beschlossen dann aber, dass es im Wahlkampf gegen den Republikaner Donald Trump politisch nicht der richtige Zeitpunkt wäre. Deshalb wollten sie den Schritt auf die Zeit nach der Wahl im Falle einer zweiten Amtszeit verschieben. Stattdessen achteten sie auf kurze Wege und eine ständige Begleitung.
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Biden sei nur für ein paar Stunden am Tag leistungsfähig gewesen
Bis zum letzten Tag seiner Präsidentschaft hätten sich Biden und seine engsten Vertrauten nicht eingestehen wollen, dass seine Energie, seine kognitiven Fähigkeiten und seine Kommunikationsfähigkeit erheblich nachgelassen hatten, schreiben die Autoren des Buchs in der Zeitschrift „The New Yorker“. „Schlimmer noch, sie versuchten mit verschiedenen Mitteln, dies zu verbergen.“
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Der enge Kreis um Joe Biden sei in Regierungskreisen in Anspielung auf das sowjetische Führungsgremium als „Politbüro“ bekannt gewesen. Im Interview mit dem „New Yorker“ berichten die Autoren, dass Biden nur von 10 bis 16 Uhr leistungsfähig gewesen sei. „Und ich denke, das ist sogar großzügig, denn er war nicht jeden Tag von 10 bis 16 Uhr im Oval Office“, sagte Trapper im Interview.
An manchen Tagen sei Biden sogar bereits um 16.30 Uhr zu Bett gegangen, berichten die Reporter unter Berufung auf Bidens Terminkalender. Besonders verheerend sei auch der Einfluss von Bidens Ehefrau Jill gewesen. Die First Lady habe ihren Mann trotz Warnungen zu einer erneuten Präsidentschaftskandidatur bestärkt. Umfragen und Berichte, die Bidens Siegeschancen schlecht bewerteten, seien außerdem systematisch von Bidens „Politbüro“ aussortiert worden.
Assistent muss Biden Clooneys Namen zuraunen
Als Beispiel für geistige Aussetzer führen die Autoren eine Begegnung mit Hollywoodstar Clooney an, den der Präsident seit vielen Jahren persönlich kennt. Im Juni 2024, als Biden von einem G7-Gipfel in Italien zurückkehrte, erschien er den Angaben zufolge bei einer von Clooney organisierten Spendengala.
Dabei habe Biden den weltbekannten Schauspieler offenbar nicht erkannt, als er vor ihm stand und ihn nur standardmäßig begrüßt. „Sie kennen George“, habe ein Assistent des Präsidenten ihm zugeraunt. „Ja, ja“, sagte der Präsident demnach zu dem Star und Gastgeber der Benefizveranstaltung. „George Clooney“, habe der Assistent noch einmal wiederholt.
Clooney war den Angaben zufolge geschockt, dass Biden so gealtert schien und ihn nicht erkannt habe. Nachdem Biden Ende Juni bei der Debatte gegen Trump ein desaströses Bild abgegeben hatte, veröffentlichte Clooney am 10. Juli in der „New York Times“ einen viel beachteten Artikel mit dem Titel „Ich liebe Joe Biden. Aber wir brauchen einen neuen Kandidaten“, in dem er Biden zum Rückzug aufforderte. Am 21. Juli zog sich Biden aus dem US-Präsidentschaftsrennen zurück und überließ seiner Vize Kamala Harris das Feld.
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„Anzeichen des Alterns sind kein Beweis für geistige Unfähigkeit“
Ein ehemaliger führender Mitarbeiter der Harris-Kampagne, David Plouffe, übte in dem Buch scharfe Kritik an dem späten Rückzug Bidens. „Wir wurden als Partei von Biden dermaßen verarscht“, zitieren ihn die Autoren. Die gut 100 Tage nach dem Rückzug bis zur Wahl seien viel zu kurz gewesen.
Ein Sprecher Bidens, der nicht genannt werden wollte, sagte dem Newsportal Axios: „Ja, es gab körperliche Veränderungen, als er älter wurde, aber Anzeichen des Alterns sind kein Beweis für geistige Unfähigkeit.“ Biden selbst hatte wenige Tage zuvor bei einem TV-Auftritt den Vorwurf eines kognitiven Abbaus während seiner Zeit im Weißen Haus erneut zurückgewiesen. Berichte über eine angeblich drastische Verschlechterung seines Zustands im letzten Amtsjahr seien falsch und entbehrten jeder Grundlage, sagte er.
mit dpa