Berlin. Im für seine Insekten gefürchteten australischen Dschungel versteckte sich ein wahres Schwergewicht, das sich perfekt tarnen kann.

In Australien sind Forscher auf ein Insekt gestoßen, das rekordverdächtig schwer ist. Denn mit 44 Gramm wiegt die neu entdeckte Stabschrecke fast so viel wie ein Golfball – und wäre damit das schwerste bisher bekannte Insekt auf dem australischen Kontinent. Von dem rund 40 Zentimeter langen Giganten berichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Zootaxa“.

Stabschrecken sind Insekten, die durch ihre lange, dünne Körperform und ihre grüne oder braune Färbung hervorragend getarnt sind und Zweigen oder Ästen ähneln. Sie leben meist in tropischen und subtropischen Regionen und ernähren sich von Blättern. Die neue Art wurde mit dem lateinischen Namen Acrophylla alta klassifiziert.

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Eine Herausforderung für die Forscher stellte die Identifizierung und Abgrenzung der neuen Art dar. Entscheidend dabei waren die Eier der Art, die nie einer anderen Art gleichen können, wie die Forscher in einer Pressemitteilung schreiben. „Sie haben alle unterschiedliche Oberflächen, Strukturen und Vertiefungen und können unterschiedliche Formen haben. Sogar die Kappen sind alle sehr einzigartig“, erklärte Co-Autor Angus Emmott, Professor an der australischen James-Cook-University.

Dass die Art so lange unbekannt geblieben ist, erklären sich die Studienautoren mit dem für Menschen nur schwer zugänglichen Lebensraum der Insekten: den Baumkronen in hochgelegenem Regenwald. „Daher bekommen sie nur sehr wenige Menschen zu Gesicht, es sei denn, es kommt zu einem Zyklon oder einem Vogel, der sie herunterbringt“, sagt Emmott.

Der kühle und nasse Lebensraum könnte laut Emmott auch ihre erstaunliche Körpergröße erklären: „Ihre Körpermasse hilft ihnen wahrscheinlich, die kälteren Bedingungen zu überleben, und deshalb haben sie sich im Laufe von Millionen von Jahren zu diesem großen Insekt entwickelt.“

Teil eines faszinierenden Ökosystems: Stabschrecken haben Tarnung perfektioniert

Die Entdeckung liefert den Forschern zufolge einen wichtigen Beitrag zum Verständnis über das Ökosystem der riesigen Stabschrecken. „Um ein Ökosystem zu erhalten, müssen wir wissen, was da ist und was es antreibt, bevor wir über die besten Möglichkeiten zu seiner Erhaltung nachdenken können“, so Emmott weiter.

Stabschrecken gehören zur faszinierenden Insektenordnung der Gespenstschrecken (Phasmatodea), die für ihre außergewöhnliche Tarnung bekannt ist. Einige Arten beherrschen sogar sanfte Schaukelbewegungen im Wind, um ihr pflanzenähnliches Aussehen zu perfektionieren.

Besonders auffällig ist ihr Fortpflanzungsverhalten: Viele Arten können sich auch ohne Befruchtung durch Männchen vermehren – ein Vorgang, der als Parthenogenese bezeichnet wird. Die Eier ähneln oft kleinen Pflanzensamen und sind dadurch ebenfalls gut getarnt. Gespenstschrecken gelten als eher ruhige und langsam bewegliche Tiere und sind auch bei privaten Sammlern beliebt.

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Das wohl weltweit schwerste Insekten ist mit über 70 Gramm die Riesenheuschrecke (Deinacrida) aus Neuseeland, auch „Weta“ genannt. Als größter Käfer gilt der Riesenbockkäfer (Titanus giganteus) aus dem Amazonas, der eine Länge von bis zu 17 Zentimetern und ein Gewicht von bis zu 37,5 Gramm erreicht. Das längste Insekt der Welt ist eine bislang nicht klassifizierte Art von Stabschrecken aus China, von denen ein Exemplar eine Länge von 64 Zentimetern erreichte.